Die Body-Positivity-Bewegung bietet Grundlage für eine der wahrscheinlich hitzigsten Diskussionen im Sport und auf Social Media. Aus meiner Sicht als Kraftsportler hat der Begriff eine andere Bedeutung. Durch mein Coaching sehe ich vermehrt Athlet:innen, die mit bodydismorphia und Essstörungen zu kämpfen haben. Man kann den athletischsten Körper der Welt haben und sieht an sich selbst trotzdem nur Dinge, die vermeintlich verbessert werden müssen. Diese selbst gesetzten Schönheitsideale sind häufig ein unrealistisches Spiegelbild der gesellschaftlichen Normen. Wenn man mit seinem IST-Zustand unzufrieden ist, kann es ein kräftiger Antrieb sein, an sich zu arbeiten. Dabei sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass das ständige Hinterherjagen von Idealen langfristig keine gesunde Einstellung ist. Es liegt nicht an mir, zu urteilen, aus welchen Intentionen heraus ihr an euch arbeiten wollt. Ich wünsche mir jedoch, dass ihr auf eurem Weg der Selbstoptimierung lernt, liebevoller mit euch selbst umzugehen.
Im Jahr 2020 hat sich mein sportliches Vorbild das Leben genommen. Er war auf dem besten Weg, die Weltspitze zu erreichen und ihm standen alle Möglichkeiten offen. Sein Körper war ein Tempel von Stärke und Ästhetik. Seine Psyche hingegen war nicht annähernd so gefestigt. Was er unter anderem mit seinem Leben erreicht hat, ist, mir aufzuzeigen, dass die eigenen Errungenschaften nur so gut sein können wie das mentale Fundament, auf denen sie errichtet wurden. Jemand, der nach außen hin alles Wünschenswerte hat, kann in seinem Inneren die schlimmsten Dämonen bekämpfen. Ich selbst habe mich auch des Öfteren in Momenten des Neids erwischt. In solchen schwachen Momenten versuche ich mir zu verdeutlichen, dass die selektive Selbstdarstellung keinesfalls die Gedankenwelt der Person abbildet.
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